Schule am Bauernhof
Mit „Schule am Bauernhof“ sehen wir auf unserem Familienbetrieb die Möglichkeit, den Konsumenten einen Einblick in die Entstehung von Lebensmitteln und in den Ablauf des Bauernhofalltages zu geben. Durch Aufklärung über die Herstellung von Lebensmitteln und deren Produktionskreislauf, sollen die Konsumenten angeregt werden, bewusst die österreichischen Lebensmittel zu wählen. Es findet bereits eine Gegenbewegung zur Massenproduktion, die sich durch „größer, günstiger und globaler“ auszeichnet, statt. Viele Menschen wollen über die Herkunft ihrer Lebensmittel informiert sein, vor allem wie regionale, unbehandelte und unverarbeitete Lebensmittel schmecken, wenn sie reif sind und zu welcher Jahreszeit sie saisonal verfügbar sind. „Schule am Bauernhof“ ist eine Möglichkeit, um Kindern, den Konsumenten von morgen, vor Augen zu führen, woher der Apfel für den Apfelsaft, die Kartoffel für die Pommes Frites, die Milch für den Frühstückskakao oder das Getreide für das Pausenbrot kommen.
Unser Leitspruch lautet:
Wir möchten mit unseren Programmen den Kindern eine Art von Schule bieten, die ihnen weniger theoretisches Wissen, sondern viel mehr praktische Herangehensweisen an das Leben und den Umgang mit der Natur bietet. Das Schulgebäude ist die freie Natur, das Klassenzimmer, der Acker, die Wiese, der Wald und das Stallgebäude. Unsere Lehrenden sind die Pflanzen, die Tiere und die Menschen, die am und rund um den Bauernhof leben.
Aussagen wie „Die Kuh ist lila“ und die „Fleischprodukte kommen aus dem Kühlregal“ sind oftmals Realität, wenn die Konsumenten der Zukunft, unsere heutigen Kinder, nach der Herkunft unserer Lebensmittel gefragt werden. Das Bedienen von Computern oder Mobiltelefonen ist für Kinder heutzutage selbstverständlich, der fehlende Bezug zu Lebensmitteln sowie deren Herkunft und Entstehung sind leider auch häufige Realität. Die moderne, schnelllebige Zeit ermöglicht es, dass Lebensmittel das ganze Jahr über zu fast jeder Tages- und Nachtzeit zu kaufen sind. Die Herkunft und Entstehung dieser ist allerdings vielen Menschen nicht mehr bewusst oder bekannt. Selbst in einem modernen Land, mit einem guten Ausbildungssystem wie in Österreich, geht das Wissen, wie zum Beispiel der Brotproduktion, immer mehr verloren. Der Bauernhof ist für viele Kinder und auch Erwachsene zu einem fremden, nicht mehr begreifbaren Objekt geworden. Die landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich sind auf Grund vieler verschiedener Gegebenheiten und Anforderungen immer neuen Entwicklungs- oder Wandlungsprozessen ausgesetzt. Die Möglichkeiten der Betriebe bestehen zum einen im Größerwerden, sei es durch Kauf oder Pacht, oder im Aufbau mehrerer Standbeine sowie in der Spezialisierung.
Mehr Informationen zu „Schule am Bauernhof“ finden Sie hier:
Bäuerinnen und Bauern haben bereits in den 1980er Jahren Kinder auf die Bauernhöfe eingeladen, um ihnen einen Einblick über die Milchproduktion zu geben, wie Getreide wächst und die Nutztiere, wie Rinder, Schweine, Hühner oder Schafe, gehalten werden. Wichtig war das Vermitteln eines realistischen Bildes vom Leben und Wirtschaften am Bauernhof aus erster Hand. Aus Einzelinitiativen haben sich um die Jahrtausendwende in Österreich und in den Nachbarländern Projekte und Netzwerke entwickelt, die Kindern das Lernen am Bauernhof ermöglichen. In Deutschland war dies „Lernort Bauernhof“, in der Schweiz „Schule auf dem Bauernhof“ und in Italien (Südtirol) „Schule am Bauernhof“.
In Österreich wurde das sogenannte Projekt „Schule am Bauernhof“ im Jahr 1998 ins Leben gerufen und seitdem wird es auch bundesweit umgesetzt. In der Presseaussendung vom FORUM Umweltbildung vom 21. Juni 1999 wurde unter dem Titel „Der Bauernhof als neuer Lernort“ erstmals die österreichweite Initiative von „Schule am Bauernhof“ der Öffentlichkeit, in Kooperation des Bundesministeriums für Land und Forstwirtschaft mit dem Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie und dem Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten präsentiert.
Es wurde dabei ein Leitfaden mit wichtigen Kontaktadressen, Themenideen und Lehrmaterialien sowie Tipps und Checklisten zur erfolgreichen Organisation und Durchführung vorgestellt. Auf nationaler Ebene arbeiten die Kontaktpersonen in den Bundesländern in jährlichen Workshops intensiv an einem Erfahrungsaustausch und an der Weiterentwicklung des Projekts Schule am Bauernhof.
Die kooperative Vernetzung der Bundesländer erfolgt im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Bildung und Beratung. Laut dem FORUM Umweltbildung von 1999 hat der Großteil der Kinder und Jugendlichen keine Berührungspunkte mit der Landwirtschaft mehr. Während früher der Bauernhof noch am Schulweg, in den Ferien oder über Verwandte selbstverständlich erlebt werden konnte, ist er heute zu einer fremden Welt geworden – weit weg und ohne Bezug zu den Produkten in den Supermarktregalen oder zur Landschaft und Ökologie.
„Schule am Bauernhof“ ist ein bundesweites Projekt in Österreich mit Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche. Qualifizierte Bäuerinnen und Bauern vermitteln bauernhofpädagogische Inhalte auf ihren aktiven landwirtschaftlichen Voll- und Nebenerwerbsbetrieben mit regionsspezifischen Betriebszweigen wie Milchwirtschaft, Ackerbau, Schweineproduktion, Biolandbau bis hin zu Almwirtschaft und Imkerei.
Die Projektverantwortlichen für „Schule am Bauernhof“ aus den Landwirtschaftskammern beziehungsweise aus den Ländlichen Fortbildungsinstituten (LFI) der einzelnen Bundesländer organisieren neben diesen vielfältigen Bildungsprodukten auch zahlreiche Weiterbildungsseminare für Pädagoginnen und Pädagogen sowohl aus dem Schulwesen als auch aus dem Kindergartenbereich sowie die Aus- und Weiterbildung für die Landwirtinnen und Landwirte. Weitere Schwerpunkte liegen im Bereich des Projektmanagements (Planung, Steuerung, Organisation und Controlling) sowie des Marketings.
Die Initiative „Schule am Bauernhof“ präsentiert sich in jedem österreichischen Bundesland anders, da die unterschiedlichen Programme und Aktivitäten aufbauend auf den regionalen Produktionsgrundlagen, die sehr stark variieren können, entstehen. Der Bogen von „Schule am Bauernhof“ spannt sich dabei vom üblichen einzelnen Bauernhoftag über mehrere Projekttage am Bauernhof bis hin zur erlebnisreichen Bauernhofwoche. Die jeweiligen Programme werden dabei immer auf das Alter und die individuellen Interessen der einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt.
Formen von Schule am Bauernhof:
- Schule am Bauernhof-Halbtag, 3 Unterrichtseinheiten
- Schule am Bauernhof-Ganztag, 6 Unterrichtseinheiten
- Schule am Bauernhof-Woche, mehrtägig
Halb- oder ganztägige Besuche am Bauernhof vermitteln einen guten Einblick in die vielfältigen Arbeitsabläufe und in das Leben am Bauernhof. Dabei dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst aktiv sein und zum Beispiel beim Füttern, beim Ausmisten, beim Anbau oder auch bei der Ernte von Feldfrüchten mithelfen. So lernen die Heranwachsenden die Herkunft vieler regionaler Produkte des täglichen Lebens kennen. Deshalb kann die sogenannte „Bauernhofwoche“ auch eine echte Alternative zur den herkömmlichen und etablierten Landschul- oder Sommersportwochen gesehen werden.
Die Schülerinnen und Schüler wohnen in dieser Zeit auf dem Bauernhof und werden dort „gesund“ verpflegt. Neben der Mithilfe im Stall und auf dem Feld erlernen die Kinder und Jugendlichen beispielsweise die Herstellung von Butter und Käse, das Brotbacken, das Sammeln von Heilkräutern und sie bekommen Einblicke in ökologische Zusammenhänge. Über das Ausmaß und die konkreten „Schule am Bauernhof“-Programme entscheiden die jeweiligen Lehrpersonen. Die verschiedenen Themen werden von den Landwirtinnen und Landwirten vermittelt, so dass der Bauernhof für die Schülerinnen und Schüler zum Ort des Erlebens, des Erfahrens und auch des Lernens in und mit der Natur wird.
Prinzipiell sind die „Schule am Bauernhof“-Programme zu allen Jahreszeiten durchführbar. Je nach saisonalen, regionalen und betrieblichen Gegebenheiten wird eine Vielzahl von Themen angeboten. Das Thema wird vorab mit der Lehrperson und dem Landwirt abgeklärt und so wird das „Schule am Bauernhof“-Programm genau auf die Klassensituation und auf die Schülerinnen und Schüler abgestimmt.
Die Themen, die von „Schule am Bauernhof“-Betrieben angeboten werden
Kuh & Co – das Leben der Tiere am Bauernhof, Artgerechte Tierhaltung, Vom Schaf zur Wolle (Filzen), Auf dem Rücken der Pferde, Mit der Kuh auf Du und Du, Seltene Nutztierrassen, Wald und Wild, Maschinen und Geräte am Bauernhof, Bauer sein – gestern und heute, Das Leben und die Arbeit am Bauernhof, Der Duft des Waldes, Bauen mit Weiden, Power beim Bauern, Nachwachsende Rohstoffe, Erneuerbare Energie, Exotik am Bauernhof, Auf der Alm, Lebensraum Wasser Acker-, Feld- und Gemüsebau Lebensraum Obstgarten, Biologischer Landbau, Im Kräutergarten, Was wächst auf unseren Feldern, Intakte Landwirtschaft durch Beweidung, Gras und Heu, Im Boden ist was los, Nützlinge – Schädlinge, Produktherstellung am Hof, Der Weg der Milch, Käseherstellung, Vom Korn zum Brot, Vom Samen zum Gemüse, Ei, Schnitzel wachsen nicht auf Bäumen, Fleischverarbeitung, Alles vom Schwein schmeckt so fein, Pommes Frites aus den selbst gepflanzten Kartoffeln herstellen, Vitamine aus der Kräuterspirale, Vom Apfel zum Saft, Verzaubern und Verwandeln, Salben, Säfte, Marmeladen, Von der Traube zum Saft, Bauernkrapfen backen, Kräuter sammeln und Duftsackerl machen.
sind zum Beispiel:
Im Frühling: Apfelblüte, Wir pflanzen einen Obstbaum, Ostern am Bauernhof.
Im Sommer: Von der Biene zum Honig, Das Wiesenhaus, Wasser, Bärige Beeren.
Im Herbst: Rund um das Schaf, Kürbis – von kulinarisch bis kreativ, Ökologie im Kuhfladen, Tolle Knolle, Erntedankfest.
Im Winter: Was man aus dem Kraut so braut, Wurzelkrippe basteln, Weihnachten am Bauernhof, Lebkuchen, Kekse, Adventkränze binden am Bauernhof.